Sonntag, 28. April 2013

Gedicht: Kampfansage II

Heiß und hell
so will ich brennen
gleißender als Licht
Dunkelheit, lerne mich kennen
fürchten, fürchten sollst Du mich!

Donnerstag, 25. April 2013

Forsythienblüte

Neulich, beim Spaziergang, sah ich an einer Forsythie eine verfrühte Blüte. Eine Laune der Natur hatte, inmitten des Wintergraus, dieser Blüte einen irrtümlichen Frühstart beschert. Ich blieb stehen und mußte lächeln, verzaubert von diesem Vorboten des noch fernen Frühlings. Wie mächtig die Zauberkraft eines so winzigen, scheinbar nichtigen Farbtupfers sein kann! 
Mir wurde wieder bewußt, wie sehr das auch für uns selbst gilt: Man kann sich noch so unbedeutend, winzig und hilflos fühlen in einer abgestumpften, grauen Welt, und doch kann man jederzeit für einen bestimmten Menschen ein wundervoller Farbtupfer sein und eine Magie besitzen, die man sich niemals zugetraut hätte.

Montag, 22. April 2013

Nachtflug

Jenseits der Tragfläche ging die Sonne auf. Ein feuriger Streifen Karmesinrot schob das Nachtblau des Himmels langsam nach oben, dazwischen dämmerte es Amarantrot, Safran- und Schwefelgelb. Wir endlichen Menschen vergessen oft, wie unendlich schön unser Planet sein kann.

Rettungsboot

Können Rettungsboote sinken? Und wenn ja, bräuchten sie dann nicht Rettungsbootrettungsboote? Und Rettungsbootrettungsbootrettungsboote? Ich stelle mir das wie diese russischen Mamutschka-Puppen vor.

Abkürzung

Meine Freundin O Sun ist japanisch-englische Muttersprachlerin mit einem Faible für die deutsche Sprache. Ihr gelang unbewußt die wohl bislang charmanteste Auslegung der Abkürzung "evtl.", nämlich "evangelisch Teelöffel".
Ich kann nicht umhin, sie dafür zu lieben.

Samstag, 6. April 2013

Erfahrung

"Erfahrung? Pah, Erfahrung zu haben heißt einfach nur, bei der gleichen Sache die halbe Angst zu empfinden. Mehr nicht."

Ein erfahrener Kollege, der mich oft die halbe Angst empfinden ließ. Alter Wolf: Ich denke an Dich!

Gedicht: Mich verkriechen

Dies sind Tage,
da ich mich verkriechen möchte
mich vergraben und verlieren möchte
aus den Augen, aus dem Sinn
träge fließt die Zeit dahin
in meinem kleinen dunklen Loch
tut es nicht mehr weh, jedoch
wie soll ich so nach Hause kommen?
Wo ich mir selbst die Sicht genommen?
Es fehlt die Kraft, jetzt aufzustehen
nach oben, vorne, drüber weg zu sehen
Kommt denn keiner, der mich ausgräbt?
Damit die kleine Blume wieder auflebt?
Wer kann mir sagen,
es ist nicht alles nur zunichte
An Tagen,
da ich mich verkriechen möchte.


©Weihe 2011

Donnerstag, 4. April 2013

Missionarsstellung

Den Kirchen laufen die Mitglieder weg, das ist statistisch belegt. Erfahrung und Hörensagen berichten mir, daß die Missionarsstellung ebenfalls auf dem Rückzug ist. Ist da etwa ein gemeinsamer Trend zu vermuten?

Computerprofi

Neulich, auf einer Party, zur Gastgeberin: "Sag mal, wer ist eigentlich der unscheinbare Typ da hinten in der Ecke? Den kenn ich ja gar nicht."

"Ich auch nicht wirklich, aber ich hab ein Problem mit meinem Computer."

SAP

Ein Kunde hat mir die wohl charmanteste Deutung für das Programm SAP geliefert: Schreibs Auf Papier.

Das ließ sich schwerlich abstreiten.

Lichtblick

Im Winter unter einem Industriedach:
Von unten betrachtet sieht die Schneelast auf der Acrylglas-Überdachung drückend und schwarzgrau aus. Nur dort, wo ein Abzugsrohr mit seiner warmen Abluft ein Loch durch den Schneeteppich geschmolzen hat, sticht ein heller Himmelsfleck hindurch. Manchmal kann ich die Motten gut verstehen, die magisch angezogen auf jeden hellen Punkt zufliegen.

Aussetzer

Radioumfrage vorhin: "Habt ihr schonmal ein Tier ausgesetzt oder zurückgegeben?"
Ein junges Mädchen rief an und meinte: "Ja, meinen Kanarienvogel, aber der ist ja freiwillig gegangen, ich hab ja nur die Käfigtür offen gelassen!"


Ich frage mich, ob man die Wesensprüfung nicht bei den Besitzern statt bei den Tieren durchführen sollte.