Dienstag, 14. Oktober 2014

Gerechtigkeit

Mitten in der Nacht fuhr ich an einer Unfallstelle auf der Autobahn vorbei. Erst am nächsten Tag erfuhr ich, daß da ein Betrunkener mit hoher Geschwindigkeit einen anderen Wagen gerammt hat, in dem dann ein Mann und seine hochschwangere Frau verbrannten. Der Verursacher hat keine Schramme abbekommen.
Es gibt Tage, an denen ich an Gottes Sinn für Gerechtigkeit zweifle, somit auch an Gott selbst. Dies ist einer davon. Dann aber wird mir klar, daß dies nichts miteinander zu tun hat und Gottes Gerechtigkeit anfängt, wo unsere aufhört. Im Moment ein schwacher Trost.

Gedicht: Der bittre Geschmack

Du hast mich enttäuscht, hast mein Herz angekratzt
hast den Wind eingelassen in unsren lauschigen Platz
hast den Spiegel verzerrt, zeigt ein zweifelnd Gesicht
hast den Reim krumm gemacht in unsrem Gedicht 

 
so sehe ichs, so spüre ichs, kann es denn sein?
wie kann ich fliehen, mich davon befrein? 

 
Ich hab gedacht, wir teilen gemeinsam
hab gedacht, ich wär nie mehr einsam
hab vielleicht auch zuviel erwartet
hatte nie Zweifel, wie auch immer geartet 

 
so sehe ichs, so spüre ichs, kann es denn sein?
wie kann ich fliehen, mich davon befrein? 

 
Du hast es erklärt, hast gesagt wie es kam
ich habs gehört, will auch glauben daran
ich will ihn los sein, den bittren Geschmack
du sag mir eines, wie leg ich ihn ab?


so sehe ichs, so spüre ichs, kann es denn sein?
wie kann ich fliehen, mich davon befrein?


©Weihe 2011

Teddybären


Druckabnahme beim Kunden. Für mich ist sowas immer noch ein aufregender Termin. Im Klartext heißt das: Drucker, Maschinenbauer, Papierlieferanten, Logistiker, Techniker, Chemiker, Farblieferanten und der Kunde kommen an der Druckmaschine, groß wie ein Einfamilienhaus, zusammen, um mehr oder weniger formell zu bestätigen, daß das komplizierte Zusammenspiel kommerziell funktioniert. Und natürlich ist auch die Weihe dabei, schließlich war die Farbe, die dort auf ein buntes Geschenkpapier verdruckt wurde, meine Erfindung. Technik-Profis unter sich, in einer angespannt-feierlichen Stimmung, warten schwiegend oder fachsimpelnd auf die ersten gedruckten Bögen, ein Kinder-Geschenkpapier mit lustigen Teddybären drauf. 

Neben mir stand die Designerin des Motivs. Um die Stimmung etwas zu lockern, beschloss ich, die Dame mit einem lustigen Spruch zu bedenken. „Sagen sie, die Teddys sind aber keine guten Vorbilder für die Kinder. Sehen sie mal, der radfahrende Bär hat keinen Sturzhelm auf, und der Fallschirmspringer nicht mal Knieschützer.“ Die Designerin sah mich an und lächelte warm, aber mit einem schelmischen Unterton. „Teddybären tun sich ja auch niemals weh.“ 

Ich war sprachlos. Wie weit wir nüchternen Erwachsenen uns doch von den unbeschwerten Denkweisen der Kinder entfernt haben!

Montag, 29. September 2014

Häschen

"Ich habe mir Ihre Schulungsunterlagen durchgelesen."

"Oh, schön."

"Auf der Seite 10 ist ein Häschen abgebildet."

"Ja."

"Ein Häschen, nichts weiter, ohne Bezug zum Lernstoff."

"Ja, und?"

"Wir sind ein ernsthaftes Unternehmen. Wozu soll das gut sein?"

"Als Lesebestätigung. Es zeigt mir, daß Sie zumindest bis zur Seite 10 gelesen haben, das ist mehr Feedback, als ich bislang von ihnen bekam."

Entwicklungsländer

"Meine Damen und Herren, von der Politik wird immer gefordert, wir sollten unsere Distanz zu den Entwicklungsländern abbauen. Wenn ich mir diese Firma ansehe, dann sind wir zumindest technisch sehr nah an dieser Vorgabe!"

Montag, 1. September 2014

Gedicht: Käpt´ns Pfeifen

Fiete Lütjens war ein Käpt´n
bekannt von Saragossa bis Ägypten
er liebte gute alte Seemannskunst
doch auch dem Pfeiferauchen galt die Gunst
aber ach, er war auch stets umgeben
von Matrosen, die nicht wußten recht zu leben

Sie stritten sich, das zänkisch Pack
schlampten, trödelten, den ganzen Tag
da rief er: „Schluß damit, bei den sieben Meeren!
so kann man keine Schiffe führen!
wenn ihr mich noch lange nerven tut
so geb ich euch die strenge Knut!“

Er schimpfte hier, er strafte dort
maßregelte in einem fort
doch irgendwie tat gar nichts fruchten
auf keinen Meeren, in keinen Buchten
und letztlich tat er es begreifen:
„Ach, es sind doch alles Pfeifen!“


©Weihe 2014

Freitag, 15. August 2014

Tyne


„Wenn du etwas bleibendes in der Welt hinterlassen willst, dann mußt du Kinder zeugen.“ So wird es immer gesagt, vor allem natürlich von Eltern, und die Ausschließlichkeit und Endgültigkeit dieser Aussage macht mich, ob meiner Kinderlosigkeit, manchmal sehr traurig. Sollte das wirklich alles gewesen sein? Ist alles andere bedeutungslos? Ist man selbst bedeutungslos? 
In solchen Momenten passiert es, daß meine Gedanken zurück in die Vergangenheit gehen, in meine Kindheit und Jugend. Mein Onkel Thomas, geboren in Glasgow, Schottland, fand nach dem Krieg eine Anstellung bei Rolls-Royce. Der Laie denkt natürlich sofort an die Luxusautos, Rolls-Royce war und ist aber auch einer der bedeutendsten Hersteller von Flugzeugtriebwerken. Und genau dort hatte Thomas seinen Job fürs Leben gefunden. Er qualifizierte sich als Techniker und war dort ab 1955 hautnah an der Entwicklung des Rolls-Royce Tyne-Triebwerkes beteiligt, dem damals stärksten Turboprop-Triebwerk der westlichen Welt. Es war ein großer Erfolg und wurde bis in die 90er Jahre produziert. Es versah und versieht über Jahrzehnte zuverlässig seinen Dienst in vielen Flugzeugen, in Schiffen, und unter anderem auch in der Transall, dem europäischen Kurzstrecken-Transportflugzeug der Bundesluftwaffe seit 1965.

Ich erinnere mich gut daran, wie Thommy mir damals mit Faszination in der Stimme und leuchtenden Augen von diesen Dingen erzählte. Er war stolz, dabei gewesen zu sein und meine spätere Begeisterung für Technik, Motoren und Fliegerei wurde vielleicht dadurch erst geweckt. Die Verbindung zwischen diesem Mann, der so viel erlebt hatte und der Maschine, die er mit geschaffen hatte, war zu spüren, sie war ansteckend.

Die Transall-Flugzeuge sind mittlerweile in die Jahre gekommen, ihre wirtschaftliche Lebensdauer ist längst überschritten, aber der Nachfolger, der Airbus A400M, kommt nur schleppend auf den Weg, und so versehen diese Oldtimer noch heute ihre Dienste. Gottlob haben diese Militärflugzeuge nie einen „großen“ Krieg gesehen, wohl aber sind sie weltweit bekannt durch die deutschen Beteiligungen an Hilfsmissionen. Sogar die meisten Laien erkennen eine Transall, wenn sie auf Bildern aus fremden Ländern erscheint, fernab der Heimat und weit jenseits des Aktionsradius, für den sie eigentlich mal geplant war.

Mein Onkel Thomas lebt schon lange nicht mehr, sein Werk hingegen schon: Gerade heute sah ich einen Nachrichtenbeitrag, Deutschland beteiligt sich an der Hilfsaktion für die von den Radikalislamisten vertriebenen Menschen im fernen Nordirak. Als sich im Bildhintergrund eine Transall vorbeischob und auf den langen Weg machte, getrieben von ihren treuen und unermüdlichen Tynes, mußte ich unweigerlich lächeln. Ja, mit der uns Menschen gegebenen Begeisterungsfähigkeit ist es sehr wohl möglich, auf noch andere Weisen seine Spuren in der Welt zu hinterlassen. Ein Ansporn für mich, nie aufzugeben, zu verzweifeln, sondern mich statt dessen den Dingen zu widmen, für die ich mich begeistere.


Nachtrag: Wenn die Transall, diese fliegenden Oldtimer, eines Tages (man spricht mittlerweile von 2020) ersetzt werden, setzt sich auch diese sehr persönliche Geschichte fort: Das EPI TP400, welches den Nachfolger Airbus A400M antreibt, ist technisch gesehen ein Nachfolger des guten alten Tyne. Ich spreche da gern von einem „Enkel“.

Freitag, 18. Juli 2014

Gedicht: Leerer Stoß Papier

Heut bin ich ein leerer Stoß Papier
heb mich auf, schreib auf mir!
laß mich deine Geschichten tragen
will sie allen Lesern sagen.

Alles was da vorher stand
war nichtig, wertlos, alter Tand!
Komm, schlag eine neue Seite auf
und schreib "ich liebe Dich" darauf.

Schreib mit dickem fetten Edding
die Überschrift "White Wedding"
dichte weiter, so kann es nicht bleiben
der Rest ist noch zu schreiben!

Heut bin ich ein leerer Stoß Papier
morgen ein volles Buch vor dir
füll mich aus, von jetzt auf immer
das Leben ist ein Lesezimmer!




©Weihe 2011

Renault 4

Dieser Tage feiert der Welt erster "Mini-Van", der Renault 4, seinen 50. Geburtstag. Ein Auto, an das ich mich noch sehr gut erinnere. Häßlich, bescheiden, aber ungemein praktisch und robust. Und mit einem revolutionären Verbrauch von 5 Litern auf 100 Km, und das 1961, wenn auch bei entsprechend begrenzten Fahrleistungen. Ohne Fly-by-wire-Technik, Windkanal, NASA-Baumaterialien und Computersimulationen. Und da denke ich wieder an Heute. Wir fordern von der Industrie Verbrauchswunder, weil man will ja umweltfreundlich sein. Diese gab und gibt es auch, jedoch verschwinden sie meist nach kurzer Zeit vom Markt, weil niemand sie kauft. Als wäre der Umwelt mit der lauthals dahingeworfenen Forderung nach dem reinen Angebot gedient. 
Nein, in Wahrheit will kaum einer von uns auf Fahrzeuge mit dem Output eines mittleren Düsenjägers verzichten. Und genau darin liegt die Crux, die sich durch unsere ganze Umweltthematik zieht: Bio gern, auch gern für 10% Mehrkosten, aber bitte bloß keine Abstriche an der Lebensqualität! Wir fordern lauthals und kaufen sollen dann bitteschön die anderen! Die Nachbarn, die Chinesen, die fetten Politiker, aber nur nicht ich! Wir polemisieren über ein Tempo 120 auf deutschen Autobahnen, der Renault 4 hat nur 120 geschafft. Vielleicht sollte uns dieses bescheidenste aller Autos als Denkanstoß dienen. 

Veröffentlicht 09/2011 

Massage

"Dieses Massagegerät ist fast so gut wie eine echte Masseurin." 

"Achja? Und inwiefern das?"

"Die Bedienungsanleitung ist auf Thailändisch."

Schwanengesang

Des Öfteren hänge ich mir interessant scheinende Artikel aus der ZEIT am schwarzen Brett unserer Cafeteria aus. Zuletzt hing dort ein Artikel über das mißlungene Comeback von Amy Winehouse. Es ging um die Tendenz und Ursache gescheiterter Comeback-Versuche allgemein. Winehouses verpatzter Auftritt in Belgrad, bei dem sie jüngst noch über die Bühne torkelte. Es fiel der Hinweis, daß manche, wie Michael Jackson es schon gar nicht mehr lebend auf die Bühne geschafft hätten. 
Weil er schon einige Zeit hing, habe ich am Freitag diesen Artikel heruntergenommen und in den Müll geschmissen. Am Samstag darauf war sie tot. Natürlich hat es nichts miteinander zu tun, aber irgendwie habe ich ein seltsames Gefühl der Ernüchterung dabei. 

Veröffentlicht 07/2004

Sonntag, 15. Juni 2014

Gedicht: Bonjour Tristesse

Heute bin ich unglücklich
nicht schlimm, lass mich einfach mal drin baden
den ganzen Weltschmerz auf mich laden
 

Reihum geht der dunkle Kelch
heut bin ichs halt, die ihn trägt
bis Tristesse wen anderes erschlägt
 

Krieche unter meine Kuscheldecke
doch keine Angst, dass ich mich nicht erhol
gibt keine Spannung ohne Minuspol
 

Heute bin ich unglücklich
und lass mich hängen, das mag sein
doch hinter Hängen, morgen, winkt der Sonnenschein


©Weihe 2011

Mutti

Heute spazierte ich auf dem Hof an einem LKW der "Mutti"-Spedition aus Italien vorbei. Am Steuer, hinter der geöffneten Fahrertür, saß der Fahrer und aß sein Pausenbrot. Ein durchaus gutaussehender Kerl, mit südländischem Einschlag, recht stattlich gewachsen, wohl ein Italiener. Er sah so selbstsicher und irgendwie heldenhaft hinter dem Volant seines gewaltigen MAN aus. Wenn dieser arme stolze Mann nur wüßte, was man hierzulande unter "Mutti" versteht, hätte er sein Pausenbrot sicherlich in einer einsameren Ecke verzehrt.

e-book

Mein e-book hat selbstverständlich eine Datums- und Zeitanzeige, im Lesemodus ist sie jedoch konsequent nicht eingeblendet. Es mag sein, daß das e-book als Totengräber des "klassischen" Buches verdammt wird ( ist das eigentlich auch so gewesen, als das "klassische" Buch den Papyrus abgelöst hat? Und der Papyrus die Keilschrifttafeln? ). Dieses Detail beweist aber immerhin, daß es von Leuten designed wurde, die Bücher und Lesen lieben, und nicht von Desigern modischen Elektronik-Schnickschnacks.
Getreu dem Ausspruch Ezra Pounds: "Lesen, indes der weiße Flügelschlag der Zeit uns streift; ist das nicht Seligkeit?"

Wohlstand

Wirklich reich ist erst derjenige, der gelernt hat, was er alles nicht braucht.

Technologie

Heute, vor genau 50 Jahren flog der erste Mensch, Juri Gagarin, ins All. Es war der Beginn der bemannten Raumfahrt.
Ich finde es schön, daß wir gerade jetzt, wo alle Welt angesichts Fukushimas nur über die negativen Seiten der Technologie spricht, ein solches historisches Jubiläum feiern. Es zeigt uns, daß Technologie kein generelles Teufelswerk ist, dem wir unbedingt mit einem erschrockenen Sprung zurück in die Zeit entkommen müssen. Sondern der Versuch, Fortschritt, Aufbruch und Perspektiven für unsere ganze Menschheit zu schaffen. Den Gefahren, Tragödien und auch ideologischen Irrwegen, die es immer gab und geben wird, ist auf Dauer nur durch mehr Wissen, mehr Einsicht, mehr Aufklärung und mehr Freiheit des immer forschenden menschlichen Geistes zu begegnen.
Gagarin starb 1968 bei einem vergleichsweise banalen Unfall, fernab der Hochtechnologie der Raumfahrt. Sein Traum, der alle Menschen aller Länder verbindet, lebt weiter. 

 
veröffentlicht am 12.04.2011

Gedicht: Gewitter

dräuend ziehen drachenschwarze Wolken 
knisterzischelnd heißer Wind
unter regenschwangrem Himmel
fegt kassandrarufend Laub dahin


grummelgrollend fernem Donner
folgen zornig Tobeschauer
peitschenknallend Prasselregen
schwillt schäumend Bach und Auen


lichtgezackt ziehn Himmelsfeuer
gleißendgrell geschwind hinab
krachendspaltig reißt der Himmel
ringend mit der Wettersmacht


schließlich flauend finsterfauchend
weicht es stetig Stück um Stück
Erde atmet zauderzagend
dampfendheiß bleibt sie zurück

©Weihe 2011

Dimensionen

"Mist, schon wieder den Aufkleber falsch herum in den Drucker eingelegt! Seit dieser Drucker existiert, glaube ich fest daran, daß es mehr als drei Dimensionen gibt, denn sonst hätte ich längst wenigstens EINEN Aufkleber richtig herum bedruckt!"

Freitag, 28. März 2014

Doping

Egal ob Frauenfußball, Schwimmen und natürlich die Tour de France: Wenn bei internationalen Wettbewerben die Sieger ohnehin erst nach der Disqualifizierung der Dopingsünder endgültig festehen: Warum läßt man die eigentlichen Wettbewerbe nicht unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden und überträgt statt dessen die Dopingkontrollen live, weltweit und mit den üblichen Werbeeinblendungen?

Weissagungen

Weissagung der Cree-Indianer:

Erst wenn der letzte Baum gerodet,
der letzte Fluß vergiftet,
der letzte Fisch gefangen ist,
werdet ihr merken,
daß man Geld nicht essen kann!


Weissagung der Massen-Entlassenen:

Erst wenn der letzte Entwickler entlassen,
die letzte Hoheit an die Bürokraten abgegeben,
das letzte Produkt nach China outgesourct ist,
werdet ihr merken,
daß man Verwaltung nicht verkaufen kann!

Seismik

"Schon gesehen? Dr. T. hat jetzt eine App auf seinem IPhone, mit dem er seismische Erschütterungen aufzeichnen kann. Seitdem klopft er ständig mit den Fingern auf den Tisch, wenn das Ding drauf liegt."

"Mh, mag ja sein, aber die Einschläge kriegt er trotzdem nicht besser mit."

Freitag, 21. März 2014

Gedicht: Atemlos!

atemlos, Du machst mich atemlos!
wie machst Dus nur, wie geht Dein Zauber?
daß ich Dir folge, auf Treu und Glaube?
daß ich das Blatt in Deinem Wind bin?
daß Du mich sehen machst, gleichwohl ich blind bin?

atemlos, Du machst mich atemlos!
wie kannst Dus wagen, frei von allen Strafen?
mir heißes Blut und wilde Träume machen?
mir Fassung und Beherrschung stehlen?
mir dann Dinge schenken, die mir so fehlen?

atemlos, Du machst mich atemlos!
wie planst Du planlos Deine Züge?
ich bin nicht frei, bis ich bei Dir liege
ich bin nicht mehr als ein Hauch und apropos:
ich bin nur noch eines - atemlos!


©Weihe 2011

Montag, 17. März 2014

Magnetismus

"Diese Magnete sind komischerweise grundsätzlich erst ab Herbst lieferbar."

"Vielleicht ist im Herbst Erntezeit auf den Magnetfeldern?"

Medienhype

Zur Zeit der Frauenfußball-WM: 
Ein Radiomoderator auf hr3 sagte heute zu seinem Kollegen etwas, das sehr tief blicken läßt. Die Fußball-WM der Frauen, mitsamt ihrem zelebrierten Medienhype von Bild bis Playboy war vorbei, die Deutschen ( Deutschinnen? ) keine Weltmeisterinnen.
"Darf ich Frauenfußball jetzt wieder nicht mehr toll finden?"

Allmacht

Wenn Gott allmächtig ist, kann er sich dann ein Ding erschaffen, das er selbst nicht mehr anheben kann?

Ist der dann noch allmächtig? Oder gerade deswegen?

Individualität

"Sicher ist jeder Mensch anders. Aber warum so anders anders? Warum nicht genauso anders wie ich?"

Sonntag, 9. März 2014

Gedicht: Steine werfen

Ich habe einen Stein geworfen
Sieh her, sieh, wie er fliegt!
die stumme Taube
Sieh her, sieh, wie ich sie pflanze!
die stille Blume

Ich habe einen Stein geworfen
hörst Du? Hörst Du ihn ins Wasser klatschen?
unter dieser Brücke
Hörst Du? Hörst Du wie er zur Ruhe kommt?
unter dem murmelnden Bach

Ich habe einen Stein geworfen
Weißt Du es? Wieviel Steine schon hier liegen?
Einer mehr in jedem Jahr
Weißt Du es? Wieviele noch kommen werden?
bis das Versprechen erfüllt ist

Ich habe einen Stein geworfen
Hab ichs Dir gesagt? Gesagt, daß ich traurig bin?
An diesem Tag
Hab ichs Dir gesagt? Gesagt, daß ich mehr nicht tun kann?
Doch es fühlt sich richtig an

Für Simonetta


la mia fiore di roccia

©Weihe 2011

Geschäftsführung III

"Erwarten Sie hier keine Professionalität, genauso gut könnten Sie den Pförtner nach dem Bernsteinzimmer fragen. 

Mich erinnern diese Verhandlungspartner an Pokerspieler, die sich an den Tisch setzen, keine Karten in der Hand halten und mit breitem Grinsen erklären "Ich gehe mit und erhöhe um 100!"."

Montag, 10. Februar 2014

Geschäftsführung II

"Es ist doch so: Bei den vielen Wasserköpfen, die sich in dieser Firma festgesetzt und vermehrt haben, würde sich mittlerweile eine Drainage anbieten."

Zeitlos


Irgendwie klingt es merkwürdig, wenn man ausgerechnet von einer Armbanduhr sagt, sie hätte ein zeitloses Design.

Vertrauen

Vertrauen ist nicht selbstverständlich, manchmal sogar seltener als Gold. Wir suchen nach den entlegensten Orten im Universum, den kostbarsten Rohstoffen und den gediegensten Kunstwerken. Und doch verwenden wir nur selten die gleiche Energie darauf, den Schatz des Vertrauens zu finden und zu hüten. 
Vielleicht, weil Vertrauen eine Form von Liebe ist und damit die gleiche kuriose Eigenschaft besitzt, nämlich sich erst zu vermehren, wenn man es verschenkt?

Büttenrede: Vom Klotzfisch, oder warum es keinen Seelachs gibt

Sie liegen vor mir in der Pfanne
stets bekannt, bei jedermann
bauklotzartig in der Form
in Reih und Glied, als seis die Norm


wo kommt er her, wie heißt der Wunderfisch?
"Seelachs!", sagt die Packung auf dem Tisch


ein Schiff, vollgepackt mit Maschinerie
sinnreich erdacht für unsre Industrie
hat den Köhlerfisch für uns erschlossen
ob des Namens war man schwer verdrossen


abrakadabra, neuer Name, alte Sorte
neutrales Image aus Designers Retorte


glatt der Name, die Form bleibt eckig
der Biologe lacht sich scheckig
Uns egal, Papier ist willig
edel sei der Fisch - viel und billig!


©Weihe 2011

Sonntag, 2. Februar 2014

Geschäftsführung I

"Meine Damen und Herren, machen wir uns nichts vor: Dies ist keine Geschäftsleitung, sondern ein unchristliches Lumpenpack! Moralisch gesehen ist mir jeder Straßenräuber lieber."

Umgangsformen

Gespräch unter Laborkollegen:

"Ich würde gerne einige Testprodukte entsorgen lassen, damit wir Lagerplatz gewinnen. Da wären auch ein paar alte Ansätze von Ihnen dabei. Wäre das in Ordnung, Herr Kollege?"

"Ja, sicher. Überhaupt kein Problem, liebe Frau Kollegin."

"Ich wollte mich nur mit Ihnen abstimmen, damit Sie die Bestände im Blick behalten."

"Das ist sehr freundlich von ihnen."

"Im Grunde möchte ich nur eine Charge meines selbst entwickelten Produktes behalten, immerhin ist es das einzige gewesen, das in den letzten Jahren auch etwas getaugt hat."

"Blöde Kuh."

Perfekt

Heute las ich in einer Internetwerbung: "Sind Sie auf der Suche nach dem perfekten Partner?", darunter die Buttons "Ja - Nein - Vielleicht". 
Wie kann man eigentlich "vielleicht" auf der Suche nach etwas Perfektem sein? Ein Widerspruch in sich.

Gedicht: Ohne Dich

Wie geht es Magneten mit nur einem Pol?
Fühlt sich Strom im Isolator wohl?
Welche Wellen schlägt ein trocknes Meer?
Welches Ziel verfolgt der Kreisverkehr?


Gegen wieviel Wände kann man laufen?
Wer kann die Namenlosen taufen?
Macht ein quadrierter Kreis denn Sinn?
Und wo ist meine Mitte hin?


All diese Fragen martern mich
An diesen Tagen ohne Dich



©Weihe 2011

Montag, 20. Januar 2014

Partnerschaft II

"Schatz, ist es nicht toll, daß wir uns auch nach zehn Jahren noch in den Armen liegen können und es kribbelt?"

"Ach, ist Dein Arm auch eingeschlafen?"

Freitag, 17. Januar 2014

Atomkraftwerk

Vorhin sagte ein Nachrichtensprecher im Radio statt "Atomkraftwerk" so etwas wie "Agromraftwerk". 
Ist die beschlossene Energiewende schon so weit fortgeschritten, daß sogar das Wort nicht mehr korrekt in den Köpfen steckt? Meinungsbildung kann so spannend sein.

Freundschaft

"Freundschaft bedeutet nicht, einander nie wehzutun. Freundschaft bedeutet, daß man sich wehtun kann, ohne daß es auch nur das Geringste im Herzen ändert."

-Stephan Chavez

Partnerschaft

Sag mal.... ich hätte Lust, mal was ganz neues im Bett auszuprobieren, was wir noch nie gemacht haben...."

"Du willst im Bett frühstücken?"

Montag, 13. Januar 2014

Todsünden

Die "klassischen" Todsünden des Katechismus kennen die meisten von uns, und sei es aus Film und Fernsehen. Es gibt aber auch "modernere" Denkansätze. Mahatma Gandhi hat die sieben Todsünden der Modernen Welt wie folgt definiert:

- Reichtum ohne Arbeit
- Genuss ohne Gewissen
- Wissen ohne Charakter
- Geschäft ohne Moral
- Wissenschaft ohne Menschlichkeit
- Religion ohne Opferbereitschaft
- Politik ohne Prinzipien

Farbe

Als ich noch sehr klein war, vielleicht so um 1975, nahm mein Vater mich oft zum Autowaschen in die Tiefgarage mit. Es war eine große, düster-spannende Mietgarage mit einem gekachelten Waschplatz. Ich bin gern dorthin mitgegangen, habe mit dem schaumigen Wasser gespielt und den ein- und ausfahrenden Autos das große elektrisch angetriebene Tor geöffnet. Aber am meisten faszinierten mich die vielen bunten Flecken auf den Kacheln, welche Autobastler dort hinterließen, um ihre Lacksprühdosen vor der Lackierung "sauberzusprühen". 
Und weil die 70er so quietschbunt waren, waren es auch die Autolackierungen, ergo sammelten sich an den trist beige gekachelten Wänden die buntesten Kleckse in wildesten Tönen, welche die kleine Weihe maßlos begeisterten. Ich glaube, meine Liebe zu Farben wurde in jenen Tagen geboren. 

Vater ist längst nicht mehr. Die Garage ist "saniert" und heute sehe ich auf der Straße (fast ) nur noch schwarze, silberne, und graue Autos. Sogar mein eigener Wagen ist schlicht Grau. Aber immer, wenn ich eine gekachelte Fläche sehe, sehe ich in meiner Erinnerung die bunten Flecken und muß lächeln. Und ein diebisches Verlangen, dort einen bunten Sprühklecks zu hinterlassen, breitet sich in mir aus. Manchmal tue ich es auch.