Samstag, 30. November 2013

Kunst

In einer Ausgabe von "Lettre International", einem Kunstmagazin, las ich eine Artikelüberschrift, die mich verstörte: "Meine Religion ist die Kunst". Als sowohl religiöser wie kunstbegeisterter Mensch grübelte ich. Kann Kunst denn eine Religion sein? 

Sicher, sie ist eine wunderbare Schöpfung. Sie schafft Formen der Kommunikation, die die reine Sprache und Symbolik nicht leisten kann. Sie ist das geistige und seelische Bindeglied zwischen den Menschen, eine fantastische Möglichkeit zu abstrahieren, ohne den Kontext zu vernachlässigen. Sie vermag sogar zu fesseln, zu lehren, zu kritisieren, zu mahnen und zu trösten. Für manche Menschen, so wie wohl auch für den Schreiber, kann sie zum bestimmenden Lebensinhalt werden. Aber kann Kunst auch ethische Werte definieren und nicht nur vermitteln? Kann sie einem Menschen Rückhalt geben inmitten von Trostlosigkeit? Kann sie einem Antworten auf die Frage nach dem Sinn geben? 

Ich meine, sie kann es nicht. Man kann Dinge mit religiösem Eifer verfolgen, vielleicht meinte der Schreiber dies damit und hat in der Kunst des Ausdrucks nicht gerade seine Stärke. So formuliert hatte der Satz aber etwas Götzenhaftes. Schließlich gibt es religiöse Kunst, aber keine künstlerische Religion. Lassen wir die Kunst, wie alle wertvollen Kreationen der Menschen, für sich sein und erheben wir sie nicht zu etwas, das sie nicht leisten kann, damit ist ihr mehr gedient, meine ich.

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