Montag, 13. Januar 2014

Farbe

Als ich noch sehr klein war, vielleicht so um 1975, nahm mein Vater mich oft zum Autowaschen in die Tiefgarage mit. Es war eine große, düster-spannende Mietgarage mit einem gekachelten Waschplatz. Ich bin gern dorthin mitgegangen, habe mit dem schaumigen Wasser gespielt und den ein- und ausfahrenden Autos das große elektrisch angetriebene Tor geöffnet. Aber am meisten faszinierten mich die vielen bunten Flecken auf den Kacheln, welche Autobastler dort hinterließen, um ihre Lacksprühdosen vor der Lackierung "sauberzusprühen". 
Und weil die 70er so quietschbunt waren, waren es auch die Autolackierungen, ergo sammelten sich an den trist beige gekachelten Wänden die buntesten Kleckse in wildesten Tönen, welche die kleine Weihe maßlos begeisterten. Ich glaube, meine Liebe zu Farben wurde in jenen Tagen geboren. 

Vater ist längst nicht mehr. Die Garage ist "saniert" und heute sehe ich auf der Straße (fast ) nur noch schwarze, silberne, und graue Autos. Sogar mein eigener Wagen ist schlicht Grau. Aber immer, wenn ich eine gekachelte Fläche sehe, sehe ich in meiner Erinnerung die bunten Flecken und muß lächeln. Und ein diebisches Verlangen, dort einen bunten Sprühklecks zu hinterlassen, breitet sich in mir aus. Manchmal tue ich es auch.

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