Samstag, 25. Mai 2013

Maleme

Ein Grab. Ein deutscher Soldat, keine 19 ist er geworden. Daneben ein Arzt. Ein Transportflieger. Ein Major der Infanterie. Ein Fallschirmjäger. Endlos ziehen sich die Reihen der Grabplatten über den deutschen Soldatenfriedhof von Maleme auf Kreta. Ein stummer Klageruf aus dem Gestern. Einer von vielen. Und nur wenige Kilometer weiter die Grabreihen der Engländer, die hier nicht minder verbissen um jeden Meter dieser fremden Erde gekämpft haben, letztlich im Tod vereint.

Die meisten kämpften hier, weil sie es einfach mußten. Oder einfach hofften, es irgendwie zu überstehen, 1942 war mitten im Krieg. Oder weil sie für etwas kämpften, was sie für wichtig hielten oder es ihnen als wichtig vermittelt wurde. Aber sicher nur sehr wenige, weil sie Spaß an Tod und Vernichtung hatten.

Der Mensch an sich ist nicht destruktiv veranlagt. Aber er ist sehr empfänglich für Verführung. Durch sich selbst, den Staat, die Öffentlichkeit, ja selbst die Kirche. Wir, die wir heute ein unvorstellbares Maß an Freiheit und Eigenständigkeit besitzen, haben die Pflicht, uns aufklären zu lassen und aufzuklären. Verführungen zu entlarven, die Verführten anzusprechen. Wir alle müssen dem Krieg wenn möglich die Gründe nehmen, bevor er sich selbst die Gründe schafft. Nur so haben wir eine Chance, daß Maleme ein Mahnmal bleibt und kein Zukunftsmodell wird. Ich empfehle jedem, jung wie alt, Frau wie Mann, Orte wie Maleme zu besuchen und den stummen Klagen zuzuhören. Nur die gleichgültigsten Naturen werden von diesem Ort nicht berührt. Geschichte könnte nicht fühlbarer sein. 

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