Dienstag, 3. Dezember 2013

Pioneer

Vor 40 Jahren, im Dezember 1973, passierte erstmals ein von Menschenhand gebautes Flugobjekt, die Raumsonde Pioneer 10, den Jupiter und lieferte erstaunliche Bilder und Daten des Planeten und seiner Monde. Allein dies war schon ein enormer Erfolg für die noch junge Raumfahrttechnik, aber die Reise von Pioneer 10 war noch lange nicht zuende. Konzipiert für eine Lebensdauer von 21 Monaten, passierte die Sonde die äußeren Planeten unseres Sonnensystems und ist mittlerweile im freien Raum unterwegs, ein Brückenpfeiler in der Unendlichkeit. Eine Zeit lang war es das erdfernste Objekt, das Menschenhände schufen, auch wenn es mittlerweile von den schnelleren Voyager 1 und 2 "überholt" wurde. Und erst im Januar 2003, nach sagenhaften 31 Jahren, sendete das unermüdliche Fluggerät sein letztes Signal, bevor seine Nuklidbatterien endgültig verbraucht waren. 

Ein stummes Zeugnis der Menschheit, das, so Gott will, in etwa 2 Milliarden Jahren in das Sonnensystem von Aldebaran eintreten würde. Doch schon jetzt machen mich diese unvorstellbaren Zahlen schwindlig. Die Menschheit, mit all ihren Fehlleistungen und schaurigen Missgriffen, ist auch in der Lage, etwas wunderbares zu schaffen: Dinge, die über sie selbst hinausgehen. Dinge, die weiter kommen dürften, als es jedem von uns vergönnt sein wird und die mit gewisser Wahrscheinlichkeit ihre eigenen Schöpfer überdauern werden. An Bord des einsamen Reisenden ist die berühmte Plakette mit einer Darstellung der Menschen in Relation zu Pioneer, einer "Wegbeschreibung" in unser System und einer physikalischen Darstellung, um unseren Wissensstand zu erklären. Eine interstellare Flaschenpost, die alles übertrifft, was wir uns vorstellen können, mit einer seltenen Botschaft ohne Hintergedanken, Hochmut, Drohungen und Gier. Vielleicht eines Tages der einzige Hinweis, daß wir überhaupt existiert haben. Eine Leistung, die ich nicht greifen kann, die mich aber dennoch Ehrfurcht empfinden läßt vor dem nimmermüden Pioniergeist der Menschheit. Diese Sonde hätte keinen passenderen Namen tragen können.

2 Kommentare:

  1. Da fragt man sich, wenn sie in 2 Milliarden Jahren vieleicht von irgendwem aufgesammelt wird - wird er beeindruckt sein dass sie so lange überlebt hat? Oder wird er sich kaputtlachen über die banale Technik? Wird er dem Wegweiser folgen? Und was würde er dann wohl vorfinden? Ich bedauere sehr dass ich es wohl niemals erfahren werde...

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  2. Ein faszinierendes Gefühl: Wir sind in der Lage, Dinge zu erschaffen, die über uns selbst hinausgehen, räumlich wie zeitlich. So wie Kinder ihre Eltern nachahmen, berühren wir einen Hauch der Schöpfung. Es ist kein Wunder, daß viele Wissenschaftler, die sich mit der Raumfahrt beschäftigen, zu tief religiösen Menschen werden.

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